Wie wir mehr Menschen fürs Unternehmertum begeistern



Junge Menschen fürs Unternehmertum zu begeistern, ist kinderleicht, findet impulse-Bloggerin Marie-Christine Ostermann. Es braucht nur drei Schritte - einer davon hat mit Limonade zu tun.

Was aber können wir tun, um in Deutschland mehr Menschen für Unternehmertum zu begeistern und die Zahl der Neugründungen und Unternehmensfortführungen zu steigern?

Aus Fehlern lernen: Unternehmertum ist mehr als Erfolg

Meines Erachtens können wir dies nur erreichen, wenn wir in Deutschland die Mentalität der Menschen ein Stück weit ändern. Wir müssen bis zu einem gewissen Grad risikoaffiner werden und der Selbstständigkeit deutlich positiver gegenüberstehen.
Im Silicon Valley heißt es: „Entweder man ist erfolgreich oder man lernt“. Eine Stigmatisierung im Falle des Scheiterns gibt es dort nicht. Im Gegenteil: Fehler werden als notwendig angesehen, um dauerhaft erfolgreich sein zu können. Wir Deutschen lassen uns von Rückschlägen hingegen viel zu schnell entmutigen.
Selbstverständlich ist es auch wichtig, die Rahmenbedingungen für Unternehmer und ihre Arbeitnehmer zu verbessern, also zum Beispiel den Bürokratieabbau voranzutreiben oder das Steuersystem unkomplizierter und unternehmensfreundlicher zu gestalten, ebenso wie den Arbeitsmarkt flexibler und das Rentensystem zukunftsfester zu machen. Diese Maßnahmen würden sehr helfen, mehr Unternehmen in Deutschland erfolgreich auf- und auszubauen.

Initiativen für Unternehmertum: „Schüler im Chefsessel“

Außerdem gibt es bereits sehr gute Initiativen, um Schüler an Unternehmertum heranzuführen, zum Beispiel Schülerfirmen und Gründerpreise. Das Netzwerk NFTE (Network for Teaching Entrepreneurship) bietet Businesscamps für Schüler in den Ferien und Fortbildungskurse für Lehrkräfte an. Bei dem Projekt „Schüler im Chefsessel“ des Wirtschaftsverbands „Die Jungen Unternehmer“ begleiten Schüler in mehreren Städten Deutschlands einen Tag lang einen Unternehmer und lernen seinen Beruf sowie sein Unternehmen kennen.
Eine weitreichende Hebelwirkung, Unternehmertum nachhaltig positiv in unserer Gesellschaft zu verankern, konnte in Deutschland aber bisher noch nicht erreicht werden.


In drei Schritten: So begeistern Sie Menschen für Unternehmertum

Essenziell ist es aber, die Einstellung der Menschen gegenüber Unternehmertum deutlich zu verbessern. Dies kann langfristig mit den folgenden drei Voraussetzungen gelingen:

1. Früh übt sich
Idealerweise müssen wir schon in sehr jungen Jahren an das Thema Selbständigkeit herangeführt werden. Wer von klein auf Unternehmertum erlebt, verinnerlicht in der Regel unternehmerisches Denken und Handeln deutlich einfacher und viel intensiver als jemand, der sich erst sehr spät mit Unternehmertum befasst hat.
Als Beispiel kann hier der Lemonade Day aus den USA gelten. Gegründet wurde die Initiative von dem Unternehmer Michael Holthouse. Bereits in sehr jungem Alter verkauft Amerikas Nachwuchs am eigenen Stand selbst hergestellte Limonade und lernt so früh durch eigene Erfahrungen, was es bedeutet, Ziele zu haben, Verantwortung zu tragen und Unternehmer zu sein. Vorurteile über Unternehmer können so gar nicht erst entstehen und Interesse kann schon sehr früh geweckt werden.
Auch ich selbst habe Unternehmertum durch meine Eltern vom Kindesalter an vorgelebt bekommen, sodass ich mir kaum ein anderes Leben mehr vorstellen könnte als das Leben in der Selbständigkeit. Bereits im Alter von 16 Jahren habe ich die Entscheidung getroffen, unser Familienunternehmen später weiterzuführen und meine Ausbildung mit Abitur, einer Banklehre, einem Wirtschaftsstudium und einem Traineeprogramm bei Aldi Süd ganz auf dieses Ziel auszurichten.

2. Mehr Jugendliche erreichen
Es müssen sehr viele junge Menschen erreicht werden. Es reicht nicht, einige wenige Jugendliche anzusprechen und zu überzeugen, sondern das Thema Unternehmertum muss größeren Zugang finden. Bei Lemonade Day haben seit der Gründung 2007 beeindruckender Weise über 800.000 Kinder mitgemacht. Je mehr Kinder und Jugendliche mit Unternehmertum in Kontakt gebracht und für unternehmerisches Denken und Handeln begeistert werden können, desto schneller und mehr wird es zum alltäglichen Bestandteil unseres Lebens.
Um möglichst viele junge Menschen ansprechen zu können, ist es wichtig, dass Unternehmen eng mit Städten, Schulen und Hochschulen kooperieren. Die ganzheitliche und überregionale Zusammenarbeit von Unternehmern mit Politikern, Lehrern und Professoren ist ganz entscheidend, damit Unternehmertum mit der richtigen Ansprache und Struktur an den Nachwuchs vermittelt werden kann.

3. Neue Vorbilder finden
Um Jugendliche wirklich zu interessieren und zu überzeugen, müssen echte Unternehmer ihren Beruf, ihre Werte und ihre Begeisterung für Unternehmertum an den Nachwuchs vermitteln. Junge Menschen lassen sich in der Regel über Vorbilder und Emotionen ansprechen und erreichen. Auch ich hatte und habe ein solches Vorbild in meinem Vater, für dessen unternehmerische Leistung ich viel Faszination und Bewunderung hege.
In Deutschland sind bisher meistens Musiker und Sportler Vorbilder für den Nachwuchs. In unternehmerisch geprägten Ländern wie USA, Schweiz, Indien oder Israel sind es oft die erfolgreichen Unternehmer, denen die Jugend nacheifert, zum Beispiel Facebook-Gründer Marc Zuckerberg. Ein weiteres Beispiel ist Elizabeth Holmes, US-amerikanische Unternehmerin im Bereich Biotechnologie. Die 31-jährige ist Gründerin und Geschäftsführerin des Laborunternehmens Theranos und Amerikas jüngste Milliardärin.

Wenn charismatische und spannende Persönlichkeiten den Jugendlichen Unternehmertum näherbringen, ist die Chance der Infizierung mit dem Unternehmer-Virus deutlich größer, als wenn Unternehmertum allein aus Lehrbüchern und der Theorie heraus unterrichtet wird.
Auch in Deutschland gibt es viele spannende und charismatische Unternehmer, die Jugendliche erreichen können, wie zum Beispiel Verena Pausder, Gründerin vom Kinderapp-Entwickler Fox and Sheep, oder XING-Gründer Lars Hinrichs.
Nur wenn wir es schaffen, unternehmerisches Denken und Handeln schon bei sehr vielen jungen Menschen nachhaltig zu verankern, werden wir wirklich etwas in unserem Land ändern können. Packen wir es jetzt an.
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Quelle: Marie-Christine Ostermann, Internet-Artikel, URL: http://www.impulse.de/management/unternehmertum-entdecken/2076034/, online abgerufen am 04.07201, © Michael Gray/ fotolia

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