Mehr Startup-Power!


Die Initiative „Entrepreneurship für Deutschland“ hat ein 10-Punkte-Programm aufgestellt, mit dem die Gründungskultur in Deutschland gestärkt werden soll.
Der Wandel der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft beschleunigt den Innovationsprozess und fordert mehr Flexibilität und Eigenverantwortung. Dabei kommt es nicht nur darauf an, eine Vielzahl an neuen Ideen hervorzubringen, sondern und vor allem diese zeitnah in neue Produkte und Dienstleistungen umzuwandeln und erfolgreich am Weltmarkt abzusetzen.

Während Deutschland hinsichtlich seines Ideen- und Wissenspotenzials weltweit als führendes Land gilt, liegt es bei der Verwertung dieses Potentials durch innovative Start-ups deutlich unter dem internationalen Durchschnitt. Start-ups sind Initiatoren und Träger von Innovationen. Insbesondere Start-ups, die aus den deutschen Hochschulen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen hervorgehen, besitzen ein hohes Know-how und nicht selten technologische Weltneuheiten. Ihnen gelingt es jedoch kaum zu Global Playern zu avancieren und Weltmärkte zu erobern. Von ihrer Tätigkeit und ihren Erfolgsaussichten hängt der Wohlstand in Deutschland maßgeblich ab.
Um die Wachstumsperspektiven der Start-ups in Deutschland zu erhöhen, bedarf es einer politischen Anstrengung zur Verbesserung der zweifellos vorhandenen ökonomischen Potenziale und ihrer gesellschaftlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.


Das folgende 10-Punkte-Programm „Entrepreneurship für Deutschland“ will dafür einen Impuls geben:

1 Mehr Würdigung und Wertschätzung

Entrepreneurship, die Gründung innovativer Start-ups, fußt auf Werten wie Eigenständigkeit, Kreativität, Enthusiasmus, Wagemut, Fleiß und Verantwortung für das Gemeinwesen. Würdigung und Wertschätzung der Unternehmensgründung und der Gründerpersönlichkeiten und derer Werte müssen in der Mitte der Gesellschaft verankert werden. Entrepreneure sind kreative Problemlöser, die durch ihre Start-ups wirtschaftliche Chancen nutzen, Beiträge zur Lösung sowohl nationaler als auch globaler Herausforderungen leisten und damit die Lebensqualität für jeden Einzelnen erhöhen. Hierfür können in der öffentlichen und politischen Debatte die Grundlagen geschaffen und junge, mutige Unternehmensgründer ausgezeichnet werden.

2 Entrepreneurship in die Schulen

Entrepreneurship als Lehre des schöpferischen Handelns im sozioökonomischen Umfeld soll in geeigneter Form auch Einzug in das Schulsystem halten. Den Geist von Entrepreneurship, Freude an Selbstverwirklichung, kreative Nutzung vorhandener, knapper Mittel und weitere wesentliche Elemente des Gründungswissens sollen den didaktischen Inhalt bestimmen. Zielführend ist auch, den großen Erfahrungsschatz der gelebten Praxis in unternehmensbezogenen Projekten einzubeziehen. Ein weiterer Ansatz wäre, erfolgreiche (auch internationale) Gründer und Unternehmer in das Schul- und Hochschulsystem einzubeziehen.

3 EXIST ausbauen

Mit dem EXIST-Programm des BMWi als zentralem Förderprogramm der Hochschulausgründung hat die Bundesregierung ein Erfolgsmodell begründet und stetig ausgebaut. Dank dem EXIST-Programm, insbesondere der Exzellenzinitiative EXIST-IV, haben sich die Hochschulen ernsthaft mit der Gründung von wissenschaftsbasierten Start-ups befasst. Hier wurde mit sehr überschaubaren Mitteln eine große Wirkung hinsichtlich der Gründungssensibilisierung und -förderung in den deutschen Hochschulen erzeugt. Eine Aufstockung der Mittel des EXIST-Programms und der Ausbau seiner Instrumente wäre ein wichtiger Beitrag zur Stärkung unserer Gründerkultur.

4 Gründerinitiativen fördern

Die Förderung der Gründerinitiativen durch staatliche Programme ist mehr als eine finanzielle oder steuerliche Förderung. Sie lebt vom gemeinsamen Verständnis, mit dem die Gründerszene, private Kapitalgeber und staatliche wie politische Vertreter das öffentliche Bild von Gründern und Unternehmertum pflegen. Dieses Verständnis sollte getragen sein von dem Bemühen, Gründen zu ermöglichen und damit einhergehende, vertretbare Risiken des Scheiterns zu akzeptieren.

5 Mehr Wachstumskaptial

Deutsche Start-ups benötigen Wachstumskapital. Das Kapital der natürlichen Personen ist eine längst noch nicht ausgeschöpfte Investitionsquelle in Deutschland. Hierfür sollen neue Anreize für private Investoren geschaffen und die Instrumente der erfolgreichen Initiative „Invest-Zuschuss für Wagniskapital“ ausgebaut werden. Der Hightech-Gründerfonds als ein erfolgreiches Instrument der Finanzierung von Technologie-Gründungen soll weiter gestärkt werden.

6 Ganzheitliche Venture Capital-Gesetzgebung

Die Schaffung von Transparenz und Sicherheit im Venture-Capital-Markt in Form einer ganzheitlichen Venture-Capital-Gesetzgebung würde einen wesentlichen Aufklärungsbeitrag leisten und ist somit substanziell für die höhere Attraktivität von Investitionen für in- als auch ausländische Venture-Capital-Geber.

7 Beteiligungsgesellschaften aus der Forschung fördern

Die im Umfeld der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen errichteten Beteiligungsgesellschaften, deren primäre Zielsetzung nicht in der Spekulation, sondern im Technologietransfer und in der Start-up-Förderung liegt, müssen gefördert werden. Dazu ist zu prüfen, ob eine Freistellung von der Aufsicht der BAFIN und bessere steuerliche Rahmenbedingungen zusätzliche Anreize für Investitionen schaffen.

8 Corporate Venture Capital fördern

Die Investitionen der deutschen Unternehmen, insbesondere der KMUs in Start-ups sollen gefördert werden. Für Corporate Venture Capital sollen steuerliche Anreize geschaffen werden. Hierdurch können mittelständische Unternehmen neue Technologien der Start-ups entlang ihrer Wertschöpfungskette integrieren und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Start-ups können im Gegenzug Zugang zu dringend benötigtem Kapital erhalten.

9 Steuerliche Entlastung von Start-ups

Die steuerliche Belastung der Start-ups ist ihrer dynamischen Entwicklung in der Gründungsphase nicht zuträglich. Daher ist zu erwägen, Start-ups in den ersten fünf Jahren durch eine angemessene steuerliche Behandlung die Chance auf eine Erwirtschaftung von Rückstellungen und Wachstumsinvestitionen aus eigenen Mitteln zu ermöglichen.

10 Gründerstandort Deutschland international stärken

Deutschland muss für internationale Investoren, Start-ups und Fachkräfte attraktiver werden. Hierzu sollen rechtliche Rahmenbedingungen transparent und vereinfacht werden. Ferner soll bei der Gestaltung der Einwanderungspolitik die Gewinnung von hochqualifizierten Fachkräften mehr berücksichtigt und Anreize für internationale High-Potentials geschaffen werden. Mehr Infos finden Sie unter www.entrepreneurship-deutschland.de.



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Quelle: Prof. Reza Asghari, Magazin starting-up, Ausgabe 04/2015, S. 46f. Hinweis: Einer der Botschafter der Initiative „Entrepreneurship für Deutschland“ ist Prof. Reza Asghari, Inhaber der Professur für Entrepreneurship an der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule

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