Chancen und Risiken der Selbstständigkeit

Wenn Sie daran denken, sich selbständig zu machen, stehen Sie an der Schwelle einer wichtigen Entscheidung, die weitreichende Folgen für Ihre zukünftige Lebensgestaltung haben kann. Nehmen Sie deshalb ihren Wunsch nicht auf die leichte Schulter, denn eine Existenzgründung eignet sich nicht zum Ausprobieren, Springen Sie nicht ins kalte Wasser, sondern planen Sie Ihr Vorhaben gründlich.
Die Orientierungsphase ist eine wichtige Stufe der Existenzgründungsplanung. Hier sollen Sie rechtzeitig erkennen, ob Sie sich wirklich zum Unternehmer eignen. Eine kritische Selbstprüfung ist deshalb unbedingt notwendig. 
Seien Sie ehrlich gegen sich selbst und geben sich keiner Selbsttäuschung hin. Erkennen Sie Ihre Defizite und beheben diese, falls es sich nicht um gravierende Mängel der unternehmerischen Qualifikation handelt. Nehmen Sie sich deshalb Zeit, bis Sie sich den Anforderungen gewachsen fühlen oder beenden Sie Ihr Vorhaben. Vermeiden Sie eine gescheiterte Existenzgründung.

Die Gründe für das Streben nach beruflicher Selbstständigkeit

Viele Menschen haben den Wunsch, sich selbstständig zu machen, letztendlich wagen jedoch nur relativ wenige den entscheidenden Schritt. Meist sind es Arbeitnehmer mit mehreren Jahren Berufserfahrung, häufig Absolventen von Ausbildungsstätten, die selbständige Existenzen anstreben. Äußerst selten treibt es Beamte in die berufliche Selbstständigkeit. 
Zurzeit suchen in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise über 5 Millionen Menschen eine angemessene entlohnte Arbeit. Nicht selten bewerben sich hunderte erfolglos um einen ausgeschriebenen Arbeitsplatz. Aus dieser Hoffnungslosigkeit wächst der Mut zur beruflichen Selbstständigkeit, zwar unfreiwillig – aber immer häufiger. 

Alle versprechen sich von dieser beruflichen Alternative große Vorteile. Viele Gründe sprechen dafür. Zwar hat jeder Arbeitnehmer die Möglichkeit, in seinem Beruf voranzukommen, und auch Karriere zu machen, doch gelingt es planmäßig nur einer Minderheit. Viele bleiben auf dem Weg nach oben hängen. Es gehört schon viel Glück dazu, während eines langen erfolgreichen Arbeitslebens in der richtigen Branche, in der richtigen Firma immer die richtigen Vorgesetzten gehabt zu haben. Bürokratie und autoritärer Führungsstil in vielen, auch kleinen und mittleren Unternehmen lähmt die Entfaltungskraft und den Gestaltungswillen von hochmotivierten Beschäftigten. 
Heutzutage bietet fachliche Kompetenz, Disziplin und Arbeitseifer keine Garantie mehr weder für einen beruflichen Aufstieg noch für einen sicheren Arbeitsplatz. Meist sind es typische Managementfehler, wie z. B. mangelnde finanzielle Vorsorge für die nächste Rezession, verplempertes Betriebsvermögen aufgrund falscher Strategie, unzureichende Forschung und Entwicklung, fehlende soziale Kompetenz usw. gegenüber den Mitarbeitern, wenn langjährig verdiente Mitarbeiter aus betrieblichen Gründen >>freigesetzt<< werden. 

Jeder Arbeitnehmer wie i. d. R., was er von seiner Firma zu halten hat. Aufgrund des Betriebsklimas, der eigenen Behandlung und/oder der Behandlung der Kollegen kann er gut ableiten, wie es mit der Arbeitsplatzsicherheit und damit mit seiner Lebensplanung steht. Besonders ältere Arbeitnehmer sind in vielen Unternehmen nicht mehr gern gesehen und werden trotz langjähriger Berufserfahrung in die Arbeitslosigkeit oder in den Vorruhestand abgeschoben. Schlechte Erfahrungen mindern die Motivation. Je nach Ausprägung der Unzufriedenheit führt dann die berufliche Frustration unweigerlich zu inneren Kündigung. 

"Viele Arbeitnehmer finden keine Erfüllung in ihren Berufen!"

Die vielen negativen Erfahrungen, die ein Arbeitnehmer macht, bzw. machen kann, sprechen für eine berufliche Selbstständigkeit. Kompetenz, Disziplin und Arbeitseifer garantieren heute zwar keinen beruflichen Aufstieg mehr, bieten jedoch gute Voraussetzungen für eine berufliche Selbstständigkeit.
Existenzgründer sind besonders stark auf ihre Unabhängigkeit bedacht und suchen nach Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Sie haben besonders den Wunsch, etwas besser, schneller und professioneller zu machen. Deshalb ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen ihre eigene Firma gründen. 

Die Risiken der beruflichen Selbstständigkeit

Neben den vielen Vorteilen, die eine selbstständige Existenz mit sich bringt, sollten die Risiken besonders beachtet werden. Der Existenzgründer muss damit rechnen, dass er eine mehr oder weniger lange Durststrecke zurücklegen muss. Als Arbeitnehmer bekommt er regelmäßig sein Gehalt auf sein Konto überwiesen, zum bezahlten Urlaub zusätzlich Urlaubsgeld, zum Jahresende zusätzlich Weihnachtsgeld und hat eine geregelte Arbeitszeit. Die Sozialabgaben, die der Arbeitgeber zur Hälfte bezahlt, muss der Existenzgründer dann voll selbst tragen. Ärger mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Geldgebern, Behörden usw. wird sich nie ganz vermeiden lassen. Die berufliche Auseinandersetzung gehört zum täglichen Alltag. Allerdings ist der Unternehmer hier immer auf sich alleine gestellt. 
Niemand wird Ihnen zeigen, wo es lang geht. Es wird von Ihnen erwartet, dass Sie immer die richtigen Entscheidungen treffen. Sie müssen selber fähig sein, sich Ziele zu setzen und diese ohne äußeren Druck zu verfolgen. Der Traum von der Selbstständigkeit darf nicht um Trauma werden. Beim Abwägen der Chancen und Risiken müssen Sie kritisch entscheiden, ob Sie sich wirklich selbstständig machen wollen.

Unser Tipp:
Sichern Sie sich rechtzeitig den notwendigen Rückhalt in Ihrer Familie. Informieren Sie deshalb den engeren Familienkreis über Ihr Vorhaben. Sie werden den finanziellen und emotionalen Beistand dringend benötigen. Viele Existenzgründungen überleben leider nicht die ersten fünf Jahre. Die Ursachen für das Scheitern liegen meist in der mangelhaften Vorbereitung. Wer sein Vorhaben gründlich plant und angemessen gründet, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht scheitern. Um gerade in der Anfangsphase schwer wiegende Fehler zu vermeiden, muss man wissen, welche Gefahren das Unternehmen bedrohen. 
Halten Sie sich immer vor Augen, dass die häufigsten Pleiteursachen...
Planungsmängel / Informationsdefizite und Finanzierungsmängel sind.
Die Gefahr des Scheiterns wird immer größer, wenn das Unternehmen nicht mindestens den Gewinn erwirtschaftet, um die private Lebensführung zu gewährleisten. Der Unternehmensgründer sollte vorher genau prüfen, ob er den erforderlichen Umsatz überhaupt erreichen kann, um alle Kosten und alle notwendigen Aufwendungen für die private Lebensführung abzudecken. Es ist deshalb sinnvoll, im Finanzierungsplan genügend Reserven zu berücksichtigen.
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Quelle: Friedrich von Collrepp: Handbuch Existenzgründung: Sicher in die dauerhaft erfolgreiche Selbstständigkeit, Kapitel 1 und 2

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