neoÖkonomie
Die Realität als
kontinuierliche Störung
- Die Zukunft zeigt sich in der Gegenwart als
Krise. Die Alarmsignale sind das Verschwinden etablierter, namhafter
Unternehmen, das Auftauchen von neuen Namen und die Aufweichung von
Branchengrenzen und bekannten Geschäftsmodellen.
- Der offensichtliche Auslöser dieser Krise
ist der technologische Fortschritt. Dahinter stecken gesellschaftliche
Veränderungen, die durch diesen beschleunigt werden. Es gilt: Sich
einmalig anzupassen reicht nicht mehr aus. Wer kein dauerhaft
anpassungsfähiges Geschäftsmodell hat, muss damit rechnen, bald Lösungen
für Probleme anzubieten, die es gar nicht mehr gibt.
- Mauern gegen den Wandel zu bauen ist keine
Lösung mehr. Die Emanzipation von Konsumenten, bis hin zum
Selbstproduzenten, schreitet unaufhaltbar fort. Mit der Verbreitung von
Fähigkeiten und Wissen rund um die Produktion verschwimmen die Grenzen der
klassischen Rollen von Konsument und Produzent. Intermediäre laufen
Gefahr, überflüssig zu werden.
- Was aus der Perspektive der Etablierten ein Risiko ist, ist aus der Perspektive neuer Marktteilnehmer eine Chance. Die Unsicherheiten der Zeit bieten die Möglichkeit, enger zusammenzurücken, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen und mit Konkurrenten gemeinsame Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Gestörte
Beziehungen
- Arbeitsmärkte werden zu Arbeitnehmermärkten
– der Arbeitnehmer wird zunehmend den Ton angeben. Besonders die
nachrückenden Generationen, die schon früh in Projektnetzwerken gelernt
haben, auf die Wirksamkeit ihres Handelns zu achten, bringen
Organisationen in Zugzwang. Ihren Lebenslauf gestalten sie lieber als ein
Portfolio aus vielfältigen Projekten, anstatt ihn auf die klassische
Führungskarriere auszurichten. Mit dem Machtkampf auf den Karriereleitern
können sie nicht viel anfangen, sondern werden vor allem durch
Möglichkeiten zur Sinnstiftung, freien Entfaltung und Mitgestaltung
motiviert.
- Mit der Entwicklung hin zum
Arbeitnehmermarkt wird es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen alter
und neuer Welt kommen. Die im alten System sozialisierten Manager werden
sich nicht einfach vom Wettbewerb und den Machtkämpfen verabschieden, die
bisher über den beruflichen Erfolg der Einzelnen in Großorganisationen
entschieden. So werden sich beide Seiten als vermeintliche Verweigerer und
Bremser gegenüberstehen. Flexibilität wird auf beiden Seiten gefragt sein.
- Die neue Generation von Managern hat eine
Vielzahl von finanziellen, politischen und gesellschaftlichen Katastrophen
erlebt, die aufgrund der engen globalen Vernetzung und der komplexen
Abhängigkeiten der weltweiten Geschehnisse immer näher an den Einzelnen
heranrücken. Man hat sicher mit der Normalität der Katastrophe einerseits
abgefunden, setzt aber andererseits auf mehr Eigeninitiative, ein
stärkeres Miteinander und macht sich mit viel Engagement an die Änderungen
der Spielregeln.
Sind wir jetzt
alle Kreativwirtschaft?
- Kreativität ist ein kognitiver Prozess, der
zu einer originellen, neuen, einzigartigen oder ungewöhnlichen und
zugleich anwendbaren, passenden oder nützlichen Lösung eines Problems
führt. Kreativität ist vielfältig, individuell, kann nur durch soziale
Prozesse gehoben werden und wird erst durch ihre Anwendung sichtbar.
Kreativ sein bedeutet, ein Problem eigenständig zu erkennen, sich dazu
eine Lösung zu überlegen, sie auszuprobieren, daraus zu lernen, die Lösung
zu verbessern und erneut damit herumzuexperimentieren.
- Lose Netzwerke und reale Räume sind die
Heimat und Infrastruktur der Kreativwirtschaft. Innovation wird in den
zufällig anmutenden Prozessen geboren, die in der Kreativwirtschaft
ablaufen. Sie sind vor allem diffus, praxisorientiert und
experimentgetrieben, Community-basiert und werden natürlich weder zentral
gesteuert noch im Verlauf bewusst gemanagt oder arbeitsteilig organisiert.
So sind Ideen in der Regel genauso wenig wie ihre Umsetzung das Ergebnis
der Arbeit einer einzelnen Person, sondern das Produkt von Interaktion und
Wissensaustausch sowie konkreten Kooperationen in den
Wertschöpfungsprozessen.
- Die Auslöser für Innovationen sind meist Probleme,
die aus technologischen oder gesellschaftlichen Veränderungen entstehen.
Die Unzulänglichkeiten der großen Systeme und Organisationen sind somit
die Nischen der Kreativszene.
- Der Tod der Kreativität sind optimierte,
effiziente Prozesse und einheitliches und vereinheitlichendes Management,
Kreativität entfaltet sich nur in ergebnisoffenen Prozessen, lässt sich
also nicht zentral organisieren, standardisieren und optimieren.
- Kreativität kann nicht als
Rundum-sorglos-Paket gekauft werden. Die Vergangenheit zeigt, dass
Unternehmensaufkäufe oder andere derartige Lösungsversuche, in die viel
Geld, aber wenig Zeit investiert wird, das Innovationsproblem von großen
Unternehmen nicht lösen, weil sie nicht auf organisationales Lernen
ausgelegt sind. Notwendig ist die sukzessive Annäherung und reziproke
Anpassung auf vielen Ebenen über die üblichen Konjunkturzyklen hinaus.
Innovation als
Kampfbegriff
- Erst wenn eine Erfindung zu einer Lösung
wird, die sich als nützlich erweist, höher als jede bis dahin bestehende
Alternative bewertet wird, auf breite Akzeptanz stößt und auch
wirtschaftlich nutzbar ist, kann man von Innovation sprechen. Starke
Innovationen zeichnen sich durch die Kombination aus Nutzenerzeugung,
Nutzenzugang und Nutzenverständnis aus.
- Die Bezeichnung „Innovation“ ist eine
Zuschreibung, die im Nachhinein auf eine Veränderung folgt. Für Innovation
gibt es keine Zauberformel oder einen klar definierten Prozess, der
abgearbeitet werden kann. Innovationen entstehen aus der Interaktion von
Menschen und nur in Kulturen, die Raum für kreatives Handeln und
Veränderungen geben.
- Wahre Innovationen sind selten. Unternehmen
müssen sich nicht so sehr auf das Treiben eigener Innovationen
konzentrieren, sondern viel mehr auf den intelligenten Umgang mit den
Veränderungen und Innovationen, die von außen auf sie zukommen.
Voraussetzungen dafür ist ein hohes Maß an Integrationsfähigkeit.
- Marginale Produktverbesserungen, die dem
Kunden über teure Marketingkampagnen und kreative, aber kaum
nachvollziehbare Wirkungsversprechen nähergebracht werden, nennt Umair
Haque „Unnovation“. Unternehmen mit dieser Form der
„Fortschrittstäuschung“ betreiben Pseudoinnovation. Und das ist sogar
gefährlicher, als sich gar nicht mit dem Thema zu beschäftigen.
Standardisierung
aus Angst vor dem Tod
- In klassischen, hierarchischen Strukturen
gilt Homogenität nach innen durch einheitliche Prozesse und klare
Standards als erstrebenswert. Um die Effizienz zu steigern, wird Vertrauen
durch Kontrolle und kreative Problemlösung durch klare Vorgaben ersetzt.
Standardisierung macht aber nur in den Bereichen im Unternehmen Sinn, die
keinen Einfluss auf den Marktauftritt und die Qualität des Produktes
haben.
- Standardisierung entsteht im Unternehmen oft
als Konsequenz auf die persönliche Risikominimierung in Form von
Richtlinien. Es ist so etwas wie die selbst geschaffene
Vollkaskoversicherung des Managements gegen sämtliche Eventualitäten.
- Wenn sich aus Gründen der Risikominimierung
ganze Branchen ihre Strategien von denselben Beratern erarbeiten lassen,
das Produktportfolio an den Ergebnissen derselben Marktforschungsinstitute
ausrichten und die Risikoeinschätzungen auf den Bewertungen der wenigen
großen Ratingagenturen fundieren, werden ganze Wirtschaftszweige von jeder
aufkommenden Krise auf gleiche Weise durchgeschüttelt – der Schaden ist
dann nicht selten irreparabel.
- Wird unternehmerisches Denken durch
Standardisierung ersetzt, läuft man Gefahr, sein Alleinstellungsmerkmal zu
verlieren und vom Markt abgehängt zu werden. Es gilt sich so aufzustellen,
dass man auch in Krisenzeiten nicht nur widerstandsfähig ist, sondern
sogar gestärkt daraus hervorgeht.
Einsamkeit an
der Spitze
- Es sind selten einzelne Fehlentscheidungen
oder allgemeine Wirtschaftskrisen, sondern oft viel subtilere, hausgemachte
Gründe, die Unternehmen in den Ruin treiben. Hierarchien bergen die
Gefahr, dass Elfenbeintürme entstehen, in denen das oberste Management zu
weit vom eigentlichen Geschäft entfernt seine Entscheidungen über die
Strategie und Ausrichtung des Unternehmens trifft – und dann sehr oft am
Markt vorbei handelt.
- Organisationsdiagramme haben einen Zweck,
oftmals aber auch eine unerwünschte Nebenwirkung: Bei der Bildung von
Abteilungen und klaren Reporting-Strukturen entstehen oftmals thematische
Silos in der Mitarbeiterschaft. Die Schwerpunkte und Zielsetzungen der
Abteilungen und die sich daraus ergebenen Prioritäten führen ungewollt zu
konkurrierenden Werten, Glaubenssätzen und Zielen innerhalb des
Unternehmens.
- Vieler Unternehmen entwickeln mit der Zeit zusätzlich
inoffizielle Hierarchien und rangdynamische Entscheidungsstrukturen, die
nicht selten konträr zu den offiziellen Autoritätsverhältnissen stehen.
Geraten Letztere dadurch unter Druck, werden Machtverhältnisse schnell zum
Selbstzweck. Nicht selten artet das in Machtdemonstrationen aus, die dann
in der Verfestigung der Silos, dem Wachstum von Elfenbeintürmen, der
Reduktion partizipatorischer Prozesse und vom Unternehmenswissen
losgelösten Alleingängen von Managern gipfeln.
Verschwendete
Potenziale
- Wenn es um Entscheidungsfindung geht, wird
oft versucht Übermenschliches zu leisten und alle Alternativen zu
bestimmen, alle Konsequenzen aller Alternativen zu berücksichtigen und den
Nutzen jeder Konsequenz abschätzen zu können. Was dabei entsteht, ist ein
gefährliches Gegenteil der angestrebten Absicherung: Pseudosicherheit.
- In einer ungewissen Welt brauchen wir neben
Kalkulation vor allem unsere Intuition – also das Wissen, das durch
unbewusst wahrgenommene und verarbeitete Informationen entsteht. Zu oft
spielt das Bauchgefühl allerdings keine Rolle bei der Entscheidungsfindung,
und vor allem Gruppen wählen lieber die Option, die sich gut erklären und
verargumentieren lässt.
- Eine komplexer werdende Welt kann nicht
allein mit Algorithmen abgebildet und von Computern errechnet werden. Die
Bedeutung von Zahlen und Statistiken richtig einzuschätzen, bevor sie zur
Entscheidungsgrundlage werden, ist essenziell. Dazu ist nur der Mensch mit
seiner den Computern überlegenen emotionalen Intelligenz in der Lage. Auch
deshalb ist der Umgang mit den Mitarbeitern und deren Kompetenzen die zentrale
Aufgabe für Unternehmen geworden.
Einfach anders
sein
- Start-ups unterscheiden sich von etablierten
Unternehmen vor allem durch ihren Umgang mit externen Einflussgrößen und
chronisch knappen internen Ressourcen, durch ihre Zurückhaltung bei der
Formalisierung von Hierarchie und Strukturen sowie durch eine Werte- und
Kulturebene, die vor allem von Offenheit geprägt ist.
- Manches, was wegen Knappheit oder aufgrund
schwieriger Marktbedingungen entstanden ist, hat sich inzwischen als
besondere Stärke von Start-ups herausgestellt und so zum festen Pfeiler
der Start-up-Kultur entwickelt. Dazu gehören etwa die Zusammenarbeit in
Netzwerken statt festen Arbeitsverhältnissen und iteratives Vorgehen bei
der Produktentwicklung und beim Unternehmenswachstum.
- Die Notwendigkeit der frühen Einbindung des
Marktes in die Produktentwicklung und die daraus resultierende
vollständige Befriedigung der Bedürfnisse einer kleinen Gruppe von
Menschen sorgen für eine engere Bindung zwischen Start-up und Markt als
der Versuch, in einem Wurf möglichst viele Kunden gleichzeitig
anzusprechen.
- Viele Start-ups greifen die bestehenden
Unternehmen nicht an ihren gut verteidigten Fronten an, sondern
erschüttern mit alternativen Lösungsansätzen gleich die ganze Branche. So
revolutionieren sie Märkte, nach deren Regeln sie eigentlich nicht
existieren dürften.
Vorsichtig
schnuppern
- Neues entsteht vorwiegend aus überraschenden
Begegnungen und zufälligen Gesprächen. Oftmals sind es die weniger
formellen Wege, die zu notwendigen neuen Kontakten, Inspiration und
Erkenntnisgewinn führen. Die Möglichkeit, die dafür notwendigen
Situationen herbeizuführen, bieten zum Beispiel Barcamps.
- Barcamps leben von einem Regelgerüst, das
sich von klassischen Formaten darin unterscheidet, dass der Prozess
ergebnisoffen gehalten wird. Der Mehrwert besteht darin, dass der
Organisator nicht vorgibt, mit was sich die Teilnehmer beschäftigen,
sondern die Themen, Agenden und Abläufe von den Teilnehmern vor Ort
gestalten lässt.
- Der Mehrwert der Barcamps – die Interaktion
mit einer zuvor anonymen „Crowd“ – lässt sich auch digital gestalten –
durch Crowdsourcing. Dieses war zunächst nur eine neue Form des
Outsourcings. Heute geht es allerdings nicht mehr in erster Linie um
Kostenvorteile, sondern vor allem um wertvolle kreative Impulse. Der
Einsatz von Crowdsourcing hat längst auch in unternehmenskritischen
Prozessen Anwendung gefunden.
- Gut gestaltete Crowdsourcing-Porzesse bieten
dem auftraggebenden Unternehmen sehr viel Transparenz rund um sein Projekt
und wertvolle Einblicke in die Mechanismen, die Ideen wachsen lassen,
sondern um eine frühzeitige Verdichtung der richtigen Ansätze. Damit wird
die Vielfalt der Ideen nutzbar gemacht und eine „Tyrannei der Ideen“
verhindert.
Ein bisschen
anfassen
- Wissensbasierte Wertschöpfung findet heute
permanent und an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten und
in wechselnden Teamkonstellationen statt – auch ohne festen Rahmen oder
Festanstellung. Coworking Spaces bieten denen ein Zuhause, bei denen
Wertschöpfung vor allem durch Wissensaustausch, Wissensverarbeitung und
Wissensweitergabe generiert wird.
- Was im Internet bereits sehr gut
funktioniert, wird in Coworking Spaces im Realen umgesetzt: Orte mit Tür
und Dach, an denen Wissen permanent angezapft, neu kombiniert und weitergegeben
werden kann.
- Coworking Spaces sind reale Schnittstellen
in die junge, kreative, technologienahe Szene. Die Zusammenarbeit mit
Coworking Spaces hat für Unternehmen langfristige Potenziale bei der
Veränderung der eigenen Arbeitsorganisation, der Arbeitsplatzgestaltung
und der Nutzung digitaler Kollaborationswerkzeuge. Die Herausforderung bei
der Kooperation mit solchen Spaces liegt für Unternehmen darin, die dort
geltenden Regeln von Offenheit und Flexibilität anzuerkennen, um ins
Gespräch zu kommen und am Wissensaustausch teilzuhaben.
Das neue Zuhause
- Projekte, für die die etablierten Strukturen
des Unternehmens zu starr sind, denen die Freiräume fehlen, sich zu
entfalten und auf eigenen Beinen zu stehen, müssen sich manchmal räumlich
entfernen. Ein neues Vorgehen oder andere Resultate lassen sich schneller
und besser außerhalb der etablierten Strukturen erwirken.
- Die auf Effizienz ausgelegten Instanzen
eines Konzerns sind meist zu schwerfällig, um mit der Dynamik rund um die
neuen Technologien und Medien mithalten zu können. Selbst betriebene, für
Externe offene Arbeitsräume, die nach den Prinzipien des Coworking organisiert
werden, bieten Unternehmen die Möglichkeit einer eigenen umfassenden und
zugleich natürlichen Schnittstelle zu neuen Technologien, neuen
Arbeitsweisen und anderen neuen Themen.
- Die Möglichkeiten und Prinzipien des im
Coworking üblichen „Open Space“ in eine Großorganisation zu integrieren
heißt vor allem, sich mit den sozialen Aspekten offener Räume
auseinanderzusetzen und diese für das Unternehmen zu adaptieren. Es geht
nicht um den bunten Anstrich des Großraumbüros, sondern um die
Möglichkeit, in einem lebendigen Umfeld zu arbeiten, um die Notwendigkeit
von Wissensaustausch, Interaktion und unternehmerisches Denken.
- Wer die kreative Klasse für sich begeistern
oder die Kreativität der Mitarbeiter nutzbar machen möchte, muss ihr eine
austauschfördernde Infrastruktur und ein Arbeitsumfeld für vernetztes
Arbeiten anbieten können. Dieses muss vielfältig und authentisch sein, um
die Atmosphäre bieten zu können, die zur vernetzten Arbeitsphilosophie der
Kreativen dazugehört.
Sich einlassen
- Anstatt alleine darauf zu setzen, dass man
aus der eigenen Organisation heraus den Herausforderungen des
Technologiewandels begegnen könnte, besteht auch die Möglichkeit als
Investor am Markt aufzutreten und sich damit das nötige Know-how und die
richtigen Teams in den Konzern zu holen.
- Ein Erfolg versprechender Weg, als Konzern
mit Start-ups ins Gespräch zu kommen, ist Geld. Allerdings suchen
mittlerweile die wenigsten Start-ups „dummes Geld“ – also rein auf das
Finanzielle beschränkte Beteiligungen. Bevor man also als
Start-up-Investor auftritt, macht es Sinn, herauszuarbeiten, wie genau man
sich als attraktiver Ansprechpartner etablieren will.
- Ein kluges Investment hängt nicht alleine
von der investierten Summe oder der Höhe der Anteile ab, sondern sollte
auch durch eine inhaltliche Beteiligung mit Kompetenzen und Kontakten
gestaltet werden und durch einen Rücktransfer des generierten Wissens –
sodass über die Rendite hinaus ein inhaltlicher Mehrwert für das
investierende Unternehmen entsteht.
- Um sich mit dem Venture-Capital-Geschäft
vertraut zu machen, kann eine Juniorbeteiligung der richtige Einstieg
sein. Minderheitenbeteiligungen bringen zwar weniger
Mitsprachemöglichkeiten, erlauben aber eine gesunde Annäherung an den
Markt.
Loslassen lernen
- Optional immer und überall arbeiten zu
können ist ein fester Bestandteil der Arbeitskultur, die junge
Internetunternehmen geprägt haben. Ist ein ganzes Unternehmen darauf
ausgerichtet, dass die wenigsten Mitarbeiter überhaupt jemals ins
Hauptquartier kommen, nennt man das eine „Distributed Company“.
- Alle Mechanismen rund ums „verteilte
Arbeiten“ müssen bewusst und aktiv gestaltet werden. Eine adäquate
technologische Infrastruktur sowie eine intensive Austauschkultur und auf
kleine Teams ausgerichtete Arbeitsprozesse sind vonnöten, um das Potenzial
der freien Wahl des Arbeitsplatzes für das Unternehmen nutzbar zu machen.
Das Homeoffice ist dabei meist nur eine Alternative von mehreren.
- Für manch ein Unternehmen löst verteiltes
Arbeiten durch den Wegfall zufälliger Gespräche oder spontanen
Zusammentreffens Innovationsprobleme aus. Anderen ermöglicht es aber die
Überwindung von Einschränkungen.
Verantwortung
für alle
- Morning-Star-Gründer Chris Rufer nahm sich
beim Aufbau seiner Organisation die Gesellschaft zum Vorbild, deren Zusammenspiel
vor allem auf dem Prinzip der Eigenverantwortung beruht. Unter dem Namen
„Selbstmanagement“ begann er, diese Idee auch radikal auf sein eigenes
Unternehmen anzuwenden. Die Konsequenz: mehr Eigeninitiative, mehr
zielorientiert eingesetzte Expertise und marktnahe Entscheidungen durch
die verantwortlichen Mitarbeiter an der Front.
- Beim brasilianischen Großkonzern Semco unter
der Leitung von Ricardo Semler sind es demokratische Prinzipien, die für
den Erfolg des Unternehmens verantwortlich sind. Hier wird Eigeninitiative
durch das Übertragen von Verantwortung an jeden einzelnen Mitarbeiter
gefördert. Die Vorgesetzten werden aus den Kreisen der Kollegen
demokratisch gewählt. Dazu gesellen sich Werte wie Transparenz und
Freiwilligkeit, sodass jeder Mitarbeiter in den Genuss freier
Arbeitszeiteinteilung und freier Arbeitsplatzwahl kommt. Die Gewinne
werden ebenfalls per demokratischer Abstimmung verteilt, gleichzeitig sind
sämtliche Ausgaben für alle einsehbar.
- Auch die preußische Armee des 19. Jahrhunderts
hat ihre Erfolge dem Prinzip der Eigeninitiative und des Selbstmanagements
zu verdanken. Graf von Moltke etablierte das Prinzip, nach dem richtige
und schnell Entscheidungen im Sinne der übergreifenden Zielsetzung
wichtiger waren als das Einhalten von Entscheidungskaskaden.
Sich auf den Weg
machen
- Mit Übertragung des gesamten
Unternehmenswissens in Wikis schaffte das Unternehmen Synaxon nicht nur
alle horizontalen oder vertikalen Wissens- und damit Kooperationsbarrieren
ab, sondern macht mit der Erlaubnis, dass alle Dokumente ohne Freigabe,
allerdings unter Klarnamen, verändert werden dürfen, den Weg frei für ein
maximales Ausmaß an Mitgestaltungsmöglichkeiten und Eigeninitiative.
Abgerundet wird dies durch den Einsatz einer Open-Source-Software, in der
Mitarbeiter ihre Ideen, Initiativen und Veränderungsvorschläge gemeinsam
unter Pseudonymen diskutieren und abstimmen können.
- Bei Allsafe Jungfalk führen die rund 160
Mitarbeiter sich und ihre Arbeit selbst, seit der Geschäftsführer die
Hierarchiepyramide umkehrte, indem er seine Entscheidungskompetenzen zum
Beispiel bei Budgets, Produktionsabläufe und Ressourcenplanung direkt an
seine Mitarbeiter weiterreichte. Auf diese Weise lässt sich die vorhandene
kollektive Intelligenz des Unternehmens deutlich besser nutzbar machen.
- Mit dem Freiwilligkeitsprinzip, gekoppelt an
den Aufruf „Arbeite nur an Themen, mit Leuten und an Orten, die dir Freude
machen!“, und der Regelung, dass man nur 180 Tage seines Arbeitsjahres in
Projekten nachweisen muss, schaffte der Chef der Unternehmensberatung
Partake alle Hierarchien ab. Damit kreierte er Raum für Eigeninitiative
und Selbstentfaltung seiner Mitarbeiter und legte damit das Fundament für
eine innovative Arbeitskultur, die unternehmerisches Denken und Handeln
fördert.
Der eigenen
Überzeugung trauen
- Die richtige Antwort auf die Frage, wie man
seine Arbeitskultur attraktiv gestaltet, für sich zu finden, ist
inzwischen entscheidender – und schwieriger –, als es früher war. Was die
Gestaltung einer mitarbeiterorientierten Arbeitskultur angeht, kann man
von Google einiges lernen. Dabei kommt es aber nicht darauf an, Google
oder andere bekannte Arbeitgeber originalgetreu zu kopieren. Jedes
Unternehmen hat eine andere Mitarbeiterschaft, und die haben andere
Bedürfnisse.
- Wenn alle das Gleiche tun, kann der richtige
Weg auch sein, gegen den Strom zu schwimmen. New Work, vernetztes
Arbeiten, ist nicht für alle gleichermaßen attraktiv. Fest steht aber
auch: Unternehmensgröße, der Standort oder die Branche sollten heute keine
Ausrede mehr sein, warum es nicht auch anders gehen sollte, als man es
bisher immer gemacht hat.
Das Gerüst
stabilisieren
- Wenn alle klassischen
Optimierungsmöglichkeiten – Produkt, Prozesse, Geschäftsmodelle –
ausgereizt sein, lassen sich Wettbewerbsvorteile nur noch durch
Managementinnovation erreichen. Dabei reicht es nicht, die Best Practices
anderer Unternehmen zu kopieren. Vielmehr muss jedes Unternehmen seine
ganz eigene, auf seine Besonderheiten angepasste Managementinnovation
entwickeln.
- Design Thinking – verstanden als
vielseitiges Methodenset auf Basis des Denkens von Designern – kann
helfen, sich aus strategischen Sackgassen zu befreien, weil es das
Potenzial hat, Unternehmensstrategien und Geschäftsmodelle grundsätzlich
infrage zu stellen.
- Jede neue Organisationsstruktur wird erst
durch neues Denken und Handeln aller Mitarbeiter zum Leben erweckt. Es
bedarf daher eines neuen Typus Führungskraft, der die Potenziale seiner
Mitarbeiter freisetzen und vor allem auf Führung durch Vorgaben und
Kontrolle verzichten kann. Das Leben und Erleben von mit Mitbestimmung,
Selbstbestimmtheit und Selbstentfaltung sind der Schlüssel für den Erlog
von Managementinnovationen im Unternehmen.
- Diversität in Teams ermöglicht es,
querzudenken, zu hinterfragen, sich permanent zu erneuern. Es ist
niemandem geholfen, wenn sich im Unternehmen alle einig sind und man dann
gemeinsam in die falsche Richtung steuert. Interne Opposition ist
hilfreich, um sich gegen externe Opposition zu rüsten.
Weg mit den
Scheuklappen
- Aus der Berührung unterschiedlicher
Wertesysteme entstehen immer wieder mächtige Ideen – wie zum Beispiel das
Internet. Wer sich für die Zukunft interessiert, sollte daher auch mit
Vertretern der Gegenkultur im Gespräch sein. Das Silicon Valley ist einer
der Orte, an dem man die erfolgreiche Vermischung von Kultur und
Gegenkultur erleben kann.
- Auch in Deutschland kann man auf der Suche
nach Gegenkultur fündig werden, vor allem in Berlin. Viele ihrer Vertreter
findet man zum Beispiel in Start-ups oder Coworking Spaces – in der
„digitalen Bohème“. Sie stehen dabei nicht für eine von Antihaltungen
geprägte Gegenkultur der Konsumgesellschaft. Vielmehr streben sie das
Aufweichen eingefahrener Muster und mehr Selbstbestimmung innerhalb der
existierenden Strukturen an und kreieren selbst Alternativen.
- Wer Kontakt zur Gegenkultur sucht, kommt um
die Blogosphäre nicht herum. Nirgends werden Trends so schnell
aufgegriffen – und Moden so schnell wieder beerdigt – wie in den Top-Tech-
und Gesellschaftsblogs wie Gründerszene, Third Wave oder Techcrunch.
Darüber hinaus gibt es TED-Talks die als Videomitschnitte von Konferenzen
leicht konsumierbar sind.
- In eine moderne Pressemappe gehören heute
linke Medien wie der Freitag oder die taz, aber auch Fachmagazine wie etwa
t3n (Magazin für digitales Business) oder GDI Impulse (Wissensmagazin für
Wissenschaft, Gesellschaft und Handel).
Genies im
Wahnsinn
- Die Idee der Schwarmintelligenz beruht auf
der Annahme, dass sich Fehler, die durch die einseitig gefärbten
Einschätzungen von Individuen entstehen, fast vollständig verlaufen, wenn
man den Durchschnitt aus einer Vielzahl von Antworten ermittelt.
- Die Nutzbarmachung
der „Wisdom of the Crowd“ nennt sich „Crowdsourcing“. Darunter lassen sich
Crowdfunding, Cloud Labour, Crowd Creativity, Distributed Knowledge und
Open Innovation zusammenfassen.
- Ob Wisdom of the
Crowd in Madness of the Crowd umschlägt, hängt vor allem von der
Gestaltung des Crowdsourcing-Prozesses ab. Surowiecki hat daher vier Voraussetzungen definiert, die für die
erfolgreiche Nutzung der Schwarmintelligenz erforderlich sind: Vielfalt in
der Gruppenzusammensetzung, Unabhängigkeit der Einzelnen in der Gruppe
voneinander, Dezentralität zur Wahrung der Unabhängigkeit und schließlich
die Verdichtung der erzielten vielfältigen Ergebnisse zu einer geeigneten
Lösung.
Projektnetzwerke
und Netzwerkprojekte
- Nachrückende Generationen sind von einem
anderen Motivations- und Legitimationsmodell geprägt als ihre Vorgänger.
Während Fachkompetenz in den Hintergrund rückt, suchen sie vor allem nach
Beschäftigungsmöglichkeiten, die ihnen Anerkennung ihrer
Netzwerkkompetenz, Mobilität, Verfügbarkeit und eine Vielzahl an Kontakten
vermitteln.
- Was vorher nur für Selbstständige galt,
findet man heute auch bei Festangestellten: Sie agieren zunehmen als
Arbeitskraftunternehmer. Das sind Mitarbeiter, die sich und ihre
Arbeitskraft selbst am Markt handeln, managen und wettbewerbsfähig halten.
Diese Entwicklung zeichnet sich durch verstärkte Selbstkontrolle,
Selbstökonomisierung, Selbstrationalisierung und Verbetrieblichung der
Lebensführung der Arbeitnehmer aus.
- Das neue Anforderungsprofil an den modernen
Mitarbeiter hört sich für die Arbeitgeberseite sicher vielversprechend an.
Aber die Potenziale, die in solchen Profilen liegen, müssen auch
entsprechen gehoben werden. Die Beschreibung des Mitarbeiters muss daher
zugleich als Anforderung an das Arbeitsumfeld verstanden. Werden. Ein
motivierendes Umfeld zu kreieren heißt, Netzwerkstrukturen im Unternehmen
zu ermöglichen und Vernetzung auch außerhalb des Unternehmens zu fördern.
- Die Strukturen in der Branche der
darstellenden Künste oder in Open-Source-Projekten veranschaulichen, wie
Projektnetzwerke in Reinkultur funktionieren. Die Motivation für ein
Engagement in diesem Bereich sin die Qualifikation durch das Engagement im
Projekt und die Vernetzung mit den anderen Teilnehmern.
Richtig statt
riesig
- Wenn Größe und Masse lange Zeit Stärke und
Stabilität bedeuten, stehen sie heute meist für Unbeweglichkeit und werden
zur Gefahr auf dem immer dynamischer werdenden Markt. Um die
Unbeweglichkeit herum bilden sich immer größer werdende Nischen, in denen
sich vor allem die Flexiblen durchsetzen, die in vielen Portionen den
Etablierten die Marktanteile streitig machen.
- Flexibel zu werden bedeutet nicht zwingend,
die Größe des gesamten Unternehmens zu verändern, sondern die Einheiten
des Unternehmens klein, autark und beweglich zu gestalten. Das Ziel heißt
organisationale Ambidextrie, was heißt, gleichzeitig effizient und
anpassungsfähig zu sein.
- Die Relevanz der Bestimmung der richtigen,
adäquaten Größe betrifft auch die Zusammensetzung der Kundschaft. Bisher
wünschten sich Unternehmen vor allem große Kunden, die stabilen Umsatz
bringen und weniger Kapazitäten binden, als viele mittlere und kleinere
Kunden. Nun wird deutlich, dass große Kunden auch Risiken bergen, weil sie
Kontrolle über das Unternehmen und seine Produktentwicklung übernehmen und
einen hohen finanziellen Schaden bedeuten, wenn sie plötzlich wegbrechen.
Nähe durch
Distanz
- Um das Verhalten einer Gruppe und ihrer
einzelne Mitglieder zu verändern, ist eine Regeländerung oftmals nicht
ausreichen, sondern eine Anpassung der dahinter stehenden Normen nötig.
Die Veränderung von Normen braucht allerdings sehr viel mehr Zeit oder
bleibt sogar langfristig erfolglos.
- Was in einem Wirtschaftsraum oder einem
politischen System die Sonderwirtschaftszone oder die Charta-Stadt sein
kann, ist im Unternehmen die Gründung eines eigenen Inkubators oder
Coworking Space. Sie dienen als neutraler Raum, der die strukturelle
Distanz und den Freiraum bietet, sich losgelöst von existierenden Normen
und Strukturen zu entfalten und neue Arbeitskulturen, neue Formen der
Kooperation und des Wirtschaftens sowie die dazugehörigen neuen
Technologien zu testen.
- Anstatt selbst Ansätze zu entwickeln und
interne Veränderungsprozesse voranzutreiben, besteht auch die Möglichkeit
des Zukaufs von innovativen Start-ups. Die Nähe wird über die
Kapitalbeziehung initiiert, muss aber durch inhaltlichen Austausch in
beide Richtungen langfristig genährt werden. Damit dies fruchtbar bleibt,
ist ein gewisses Maß an Distanz allerdings nicht zu unterschreiten.
Die Spirale des
Überlebens
- Der Kreislauf der schöpferischen Zerstörung beginnt
mit der Schöpfung, mit der Neuerung oder einer Innovation, die sich
gegenüber dem Etablierten durchsetzt und es dadurch obsolet macht – also
zerstört. Diese Impulse sind das wiederkehrende, auslösende Element für
diesen Prozess. Man darf sie allerdings nicht als Erfindungen falsch
verstehen, sondern es sind vielmehr die Veränderungen gemeint, die durch
die Rekombination von existierenden Wirtschaftsfaktoren entstehen.
- Marktwirtschaft ist von Natur aus dynamisch,
ein stetiger Prozess, der nie ruht. Ökonomische Veränderungen sind dabei
allerdings keineswegs lineare Vorwärtsbewegungen, die aufgrund der
natürlichen Evolution der Dinge stattfinden, sondern gleichen eher ein er
Spirale, in der Phasen, in denen Neuerungen vermehrt und oftmals ruckartig
auftreten, und ruhigere Phase, in denen Integration und Absorption dieser
Neuerungen stattfindet, sich abwechseln.
- Indie Capitalism ist der Überbegriff für im
urbanen Raum entstehende, kulturelle und unternehmerische Bewegungen
innerhalb des Kapitalismus, deren Akteure Menschen sind, die Dinge selbst
produzieren, verändern oder „hacken“. Entstanden ist er in den Lücken, die
die Unzulänglichkeiten des Marktes hinterlassen haben. Hier findet die für
die Indie Capitalism charakteristische Verschmelzung der Produzenten- und
der Konsumentenrolle statt.
Auch du, mein
Sohn…
- Der beschriebene Wandel trifft nicht nur
Unternehmen, sondern auch andere Akteure wie Parteien, Gewerkschaften oder
Universitäten. Gewerkschaften finden keinen Draht zu Arbeitnehmern, die
neue Arbeitsmodelle leben. In den Parteiprogrammen ist das Thema Unternehmertum
von traditionellen Vorstellungen geprägt. Auch Forschung und Bildung muss
heute nicht mehr in den traditionellen Bildungsinstitutionen stattfinden.
Die Prinzipien, mit denen Unternehmen sich der Zukunft stellen können,
gelten genauso für die Protagonisten in den beschriebenen Bereichen,
müssen aber zunächst akzeptieren und dann in konkrete Handlungen übersetzt
werden.
Raus aus der
Komfortzone
- Die klassische Optimierung von
Unternehmensprozessen stößt an ihre Grenzen. Gleichzeitig schreitet die Emanzipation
der Arbeitnehmer voran. In diesem Spannungsfeld müssen individualisierte
neue Formen der Arbeit und der Zusammenarbeit in Unternehmen gefunden
werden. Manager müssen nun nicht mehr den Menschen führen, sondern ihm
beim Gestalten seiner Kooperationen und Schnittstellen zur Seite stehen,
um das beste Ergebnis für das Unternehmen zu erreichen. Diese
Herausforderungen anzunehmen erfordert eine umfassende Managementinnovation.
- Die Struktur des Internet fördert und ist
zugleich das Vorbild für strukturelle Veränderung. Die Verbindungen zu
Partnern, Kunden, Kollegen und Mitarbeitern werden offen, vernetzt,
demokratisch, antihierarchisch und dynamisch wie das Netz gestaltet. Jedes
Unternehmen kann sich an der Peripherie öffnen – durch seine Mitarbeiter und
ihre Vernetzungsfähigkeit. Da zuzulassen ist wichtig zur Bildung starker Projektnetzwerke.
- Das gesamte Weltwissen wird mittlerweile in
globalen Netzwerken strukturiert, geteilt, erweitert, festgehalten,
gefeedbackt und zugleich allen anderen zugänglich gemacht. Diese Netzwerke
profitieren von der Stärke schwacher Beziehungen – und wer am Austausch
nicht teilnimmt, stößt schnell an seine eigenen Grenzen. Zukunft
entwickelt sich in der menschlichen Interaktion. Und diese für das
Unternehmen nutzbar zu machen geht durch Crowdsourcing.
- Neue Technologien entstehen zwar oft in den
Forschungszentren der Etablierten, aber es sind Unternehmer, die sie
massentauglich machen. Der Anstoß dazu kommt oft von dort, wo es
Reibungsflächen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gibt.
Das Silicon Valley ist das mächtigste Beispiel dafür, aber auch für
deutsche Unternehmen ohne Bezug nach Kalifornien gibt es die Möglichkeit,
ins Gespräch zu kommen mit den Protagonisten einer aktiven Gegenkultur.
- Das Implodieren großer Strukturen hat ein
Vakuum hinterlassen, das nun von den Agilen, Flexiblen und Dynamischen
zuerst erobert wird. Sie wollen einen Unterschied machen, Sinn stiften und
etwas Gutes dabei tun, probieren alternative Produktionsmethoden, binden
potenzielle Kunden in die Produktentwicklung mit ein und testen
verschiedene Geschäftsmodelle – um schließlich auch mit ihren Ideen Geld
zu verdienen. Aber in diesem Vakuum ist noch Platz. Und den können auch
alteingesessene Unternehmen für sich nutzen, wenn sie echte Problemlösungen
anbieten, frei nach den Prinzipien des Indie Capitalism.
- Neue Ideen und Projekte, aber auch neue
Regeln oder Normen, die einen Kulturwandel in einem festgefahrenen Umfeld
ermöglichen sollen, sterben oft schon, bevor sie richtig geboren wurden.
Um einen Wandel zu erwirken, muss man Distanz zulassen und einen Umweg
gehen, um die Abkürzung zu finden. Konkrete Möglichkeiten dazu sind Beteiligungen
an und Ausgründungen von Start-ups.
- Dem Trend, den hart erarbeiteten Besitzstand
zu wahren und zu optimieren, folgt der Gegentrend, immer nur dem Neuen zu
folgen. Sich als Unternehmen zukunftssicher aufzustellen heißt aber,
effizient, vernetzt und flexibel gleichermaßen zu sein. Die alleinige
Optimierung der Economics of Scale und Scope führt dabei in die Irre. Wenn
man ihnen aber mit Anpassungsfähigkeit eine Dritte Dimension zur Seite
stellt, hat man ein neues, bewegliches Optimierungsziel: die Economies
of Adequacy.