Was ist Philosophie eigentlich?


Philosophie - Geschichte und Einordnung

Interessieren Sie sich für Philosophie?


Möchten Sie...

  • über wichtige Lebensfragen, auf die Sie gestoßen sind, eingehender nachdenken?
  • in schwierigen Grundsatzdiskussionen Wege der Orientierung finden?
  • die fachlichen Kenntnisse, die Sie in einem anderen Studienfach erwerben, in einen größeren Zusammenhang stellen?
  • Ihre späteren beruflichen Entscheidungen nicht nur auf ihr fachliches Spezialwissen, sondern auch auf übergreifende Überlegungen und Ziele gründen?
  • sich mit zentralen Überzeugungen und Denktraditionen der abendländischen Kultur kritisch auseinandersetzen?
  • die Werke großer Philosophen lesen und verstehen können?
  • sich aktiv an der Diskussion über ein angemessenes Verständnis der Welt, des menschlichen Denkens und des verantwortlichen Handelns beteiligen?

Das Wort „Philosophie“ steht seit den Anfängen der Philosophiegeschichte für ein Denken, dem es um ein rational vertretbares und letztlich umfassendes Verständnis der Welt, des menschlichen Denkens und des verantwortli­chen Handelns geht. 
Wer Philosophie studiert, lernt die reiche systematische Entfaltung kennen, die dieses Denken im Laufe seiner Geschichte entwickelt hat, und erhält Einblick in die vielfältigen Probleme, Positionen und Überzeugungen, die in der modernen philosophischen Diskussion erörtert werden. In der persönlichen Auseinandersetzung mit den klassischen Quellen und aktuellen Beiträgen der Philosophie gewinnt man vielfach Klarheit auch über die Grundkategorien des eigenen Denkens, und man entwickelt die Fähigkeit, herkömmliche Denkweisen, etablierte wissenschaftliche Theorien und moralische Überzeugungssysteme kritisch auf ihre jeweiligen inneren Voraussetzungen und Konsequenzen hin zu befragen.

Warum Philosophie?

Die Frage, warum man Philosophie studieren soll, ist selbst schon eine philosophische Frage – nämlich nach dem, was man aus seinem Leben machen soll. Denn nichts ist vor der Philosophie sicher: Sie ist das denkende Durchdringen der ganzen Wirklichkeit.
Philosophie ist die Mutter aller Wissenschaften und sie ist bis heute diejenige Wissenschaft, welche die übergreifendsten und grundlegendsten Themen hat: Moral und Politik, Naturwissenschaft und Mathematik, Kunst und Kultur, Sprache und Religion. 
Trotz der Allgemeinheit ihrer Fragen braucht die Philosophie aber höchste Genauigkeit des Denkens: Wer an große Dinge rührt, muss sorgfältig im Kleinen sein. Philosophieren heißt dann auch, scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen und stets nach Klarheit im Denken und im Ausdruck zu streben. 
Im Philosophiestudium erwirbt man die Fähigkeit, auf Grundlage eines tiefen Wissens über die Geistesgeschichte heutige Probleme argumentativ zu klären und lösen, sich in neue Themen einzuarbeiten und fundierte Urteile zu fällen – sowie diese zu kommunizieren. Das sind Kompetenzen, die man in allen Berufen brauchen kann.

Geschichte und Einteilung der Philosophie

Historische Ursprünge

Das Wort Philosophie steht seit dem fünften vorchristlichen Jahrhundert für eine besondere Weise des Denkens, die sich allein der Überzeugungskraft des besseren Arguments verpflichtet weiß. Aus „Freundschaft zur Weisheit“ („philo-sophia“) werden herkömmliche Auffassungen über die Natur (physis), über die Formen des Handelns (ethos) und des menschlichen Denkens (logos) einer kritischen Prüfung unterzogen und unter den Titeln Physik, Ethik und Logik eingehend diskutiert. Man fragt nach allem, was einer Frage wert zu sein scheint; und man fragt so lange, bis man die we­sentlichen Momente, Gründe und Probleme der Sache erkannt zu haben glaubt.

Systematische Entfaltung

Die radikale Offenheit des philosophischen Fragens schuf im alten Griechenland rasch eine Kultur des Weiterfragens, die innerhalb kürzester Zeit ein enormes Spek­trum an Themen und Forschungsgebieten hervorbrachte. Für die vielfach neuartigen Probleme mussten zunächst geeignete gedankliche Zugänge, treffende Begrifflich­keiten und angemessene Fragestellungen erarbeitet werden. Zugleich waren neue soziale Entwicklungen, empirische Entdeckungen und technische Neuerungen zu deuten und zu bewerten. Die damals entwickel­ten Grundbegriffe, Problemstellungen und Lösungswege sind zur Grundlage der Geschichte des abendländischen Denkens geworden und prägen bis heute wesentlich die philosophische Fachdiskussion. 

Die Philosophie im Kanon der Wissenschaften 

Bis ins 19. Jahrhundert hinein beherbergte die Philosophische Fakultät noch alle universitären Wissenschaften außer den drei anderen klassischen Hauptfächern: der Theologie, der Jurisprudenz und der Medizin. Inzwischen haben sich nicht nur die empirischen Naturwissenschaften, sondern auch die neuen Human-, Sozial-, Sprach- und Kulturwissenschaften als eigenständige Wissenschaften etabliert, eigene Forschungsmethoden entwickeln und ihrerseits immer speziellere Wissensgebiete hervorgebracht. Vor allem in den Bereichen der empirischen Forschung begann eine Entwicklung, die zu einem exponentiellen Wachstum an Wissen und einer entsprechenden technischen, politischen und wirtschaftlichen Nutzung dieses Wissens führte. Die Philosophie begleitet auf ihre Weise den Fortschritt aller übrigen Wissenschaften, indem sie weiterhin ihre Fragen nach den allgemeinen begrifflichen und methodischen Grundlagen dieser Wissenschaften stellt, die Ergebnissen und Arbeitsweisen unter fachüber­greifenden Gesichtspunkten interpretiert und zudem nach der Bedeutung des wissenschaftlichen Fortschritts für den Menschen als solchen fragt. Insofern gehört es wesentlich zur Philosophie, sich mit grundlegenden Themen, Methoden und Resultaten aller anderen Wissenschaften zu beschäftigen.

Die Philosophie als selbstreflexive Wissenschaft 

Unter der Frage „Was ist Philosophie?“ diskutiert die Philosophie schließlich auch die Möglichkeit und den Sinn ihres eigenen Fragens. Sie sucht nach ihren eigenen letzten Grundlagen, wenn sie fragt, was es denn überhaupt heißt zu sein, zu denken und zu handeln. Damit erreicht sie eine letzte Grundsätzlichkeit, die durch keine andere Form des Fragens noch einmal überschritten wird. Diese Debatte bleibt naturgemäß dem innerphilosophischen Gespräch vorbehalten, auch wenn sich gerade hier Wesentliches für das Verständnis allen Denkens, Seins und Handelns entscheidet.

Die Philosophie nach Aristoteles 

Aristoteles unterscheidet zwischen der theoretischen Philosophie, der es um Erkenntnis, und der praktischen Philosophie, der es ums Handeln geht. Die theoretische Philosophie unterteilt er weiter in Physik, Mathematik und in die Erste Philosophie, die nach den letzten Gründen und Prinzipien aller Dinge und Wissenschaften sowie nach den allgemeinsten Bestimmungen und Zusammenhängen von allem, was ist, fragt. Die Physik umfasst alles konkret Bewegte, die Mathematik das abstrakt Unbewegte, und die Erste Philosophie das Seiende als Seiendes wie auch die Frage nach dem ersten bewegenden Prinzip aller konkreten Wirklichkeit (Theologik). In Abgrenzung zu den Schriften zur Naturphilosophie und Biologie erhalten die Schriften zur Ersten Philosophie später den Sammeltitel „Metaphysik“. Die praktische Philosophie (Ethik), die Aristoteles streng von den herstellenden Künsten (Technik) abhebt, untergliedert er in Monastik, Ökonomik und Politik (als Lehre von der vernünftigen Praxis des Einzelnen, des Hauswesens und des Staates). Die aristotelischen Schriften zu den Kategorien, zur Analyse der Satzaussage, zum Auffinden von Argumenten, zu den Schlussfolgerungen und zum Beweis werden später unter dem Sammeltitel Organon (Werkzeug des Denkens) dem Mittelalter als „logische Schriften“ übermittelt. Weitere Schriften des Aristoteles behandeln Fragen der Redekunst (Rhetorik) und der Dichtkunst (Poetik). Seine Schrift „Über die Seele“ vereinigt methodische, biologische, psychologische, anthropologische und ethische Überlegungen im Hinblick auf den Titelgegenstand. 

Die Hellenistische Einteilung 

Aus der Einteilung der Philosophie in die Bereiche Physik, Ethik und Logik, wie sie zuerst der Akademiker Xenokrates vertreten haben soll, entwickelt die Stoa bald eine umfassende Systematik. Die Logik wird eingeteilt in Rhetorik und Dialektik, die Physik meist in Naturphilosophie und Theologie, und die Ethik umfasst eine Trieb- und Affektenlehre, eine ethische Prinzipienlehre und die eigentliche Pflichtenlehre. Alle diese Teildisziplinen erfahren ihrerseits weitere Unterteilungen.

Zur gleichen Zeit bildet sich als Fächerkanon der gehobenen Bildung der Themenkreis der sog. Sieben Freien Künste (septem artes liberales), der wiederum in eine Dreier- und eine Vierergruppe unterteilt wird. Das sog. Trivium umfasst Grammatik, Rhetorik und Dialektik, und das Quadrivium Musik, Astronomie, Arithmetik und Geometrie. Aus den spätantiken bzw. mittelalterlichen Zentren für das Studium der christlichen Theologie, der Medizin und der Jurisprudenz entstehen die drei Fakultäten der klassischen europäischen Universität. Eine Grundausbildung in den artes liberales an der „Artistenfakultät“ gilt als Voraussetzung für die höhere Ausbildung.

Die Philosophie im Mittelalter 

Mit dem Ende der Antike verliert die Philosophie ihre bisherige Selbständigkeit und tritt in den Dienst der Theologie. Das tradierte Glaubensgut erfährt eine systematische Ordnung, die sich weitgehend am Aufbau der stoischen Gotteslehre orientiert. Es wird zuerst das Dasein Gottes, dann Gottes Wesen, dann sein Schöpfungs- und schließlich sein Erlösungswerk dargestellt. Mit der Wiederentdeckung des aristotelischen Schrifttums zur Physik, Metaphysik und Ethik an der Wende zum 13. Jahrhundert gewinnt die Artistenfakultät das umfassende Themenspektrum der antiken Philosophie zurück und wandelt sich von der logisch-propädeutischen Grundausbildung zur eigenständigen philosophischen Fakultät. Zugleich versucht man, auf verschiedene Weise den Kanon der theologischen Traktate mit der aristotelischen Einteilung der Philosophie und dem Schema der Freien Künste zu versöhnen. 

Themen und Disziplinen der neuzeitlichen Philosophie 

Die verschiedenen neuen philosophischen Ansätze der beginnenden Neuzeit lassen die klassischen Einteilungen der Philosophie in den Hintergrund treten. Erst die Schulphilosophie des 18. Jahrhunderts entwickelt eine reiche Systemgliederung, die jedoch keine allgemeingültige Anerkennung erlangte. Für die allgemeine Lehre vom Seienden bürgert sich die Bezeichnung „Ontologie“ ein, der sich nun die Naturphilosophie, die Naturteleologie (Lehre von den Zwecken in der Natur) sowie die allgemeine und die empirische Seelenlehre anschließen. Aus der Lehre von der Seele und ihren Vermögen tritt zunehmend als selbständiges Diskussionsfeld die Erkenntnislehre hervor. Der allgemeinen Ethik und der Tugend- bzw. Pflichtenlehre schließt sich nun die Lehre vom Natur- und vom Völkerrecht an. 

Zunehmend tritt die Frage nach dem Menschen selbst in den Vordergrund und führt zu Beginn der 20. Jahrhunderts zur Begründung der philosophischen Anthropologie als einer eigenständigen philosophischen Disziplin. Aus der Auseinandersetzung mit den Methoden der modernen Geistes- und der Naturwissenschaften erwächst die Hermeneutik als Lehre vom Verstehen menschlichen Redens und Schaffens sowie die Wissenschaftstheorie, die sich vor allem mit grundlegenden allgemeinen Fragen der empirischen Forschung und Theoriebildung beschäftigt. – Heute ist es zudem üblich geworden, besonders intensive Diskussionen über einzelne Themengebiete unter entsprechenden Titeln zusammenzufassen. So spricht man von Sprachphilosophie, Philosophie der Kunst, Geschichtsphilosophie, Sozialphilosophie, Technikphilosophie, Religionsphilosophie, Philosophie des Geistes und anderem mehr. Einiges spricht aber dafür, sich weiterhin zunächst an der Einteilung der Philosophie in Logik, Physik (bzw. Ontologie) und Ethik als Frage nach dem Denken, Sein und Handeln zu orientieren und die übrigen Themengebiete diesen Grunddisziplinen zuzuordnen. Die Frage des Menschen nach seiner Rolle in der veränderten Welt und nach dem Sinn seines Lebens rechtfertigt es zudem, auch die philosophische Anthropologie als eine eigene Hauptdisziplin der Philosophie anzusehen.

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